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Der Kuss des Kosmonauten

Oleg nahm alles ganz genau wahr.

Es blieb ihm hier oben auch gar nichts anderes übrig.
Als eine einsame Verwirbelung in der ewigen Nacht.
Wie lange er schon durch den Kosmos glitt – er wusste es nicht mehr.
Die Zeit hatte ihn aufgegeben und er sich selbst auch.

Oleg dachte an seine Frau.

An ihre vergebenden Hände, in die er sich verliebt hatte.
An ihre erste Nacht unter dem Sternenhimmel im Juli.
Diese Erinnerungen waren ein Anker in dieser schwarzen Wüste.
Aber schon bald würde er im Sand ertrinken.

Oleg fasste einen Entschluß.

Er würde nicht in Trauer und Wahnsinn verfallen.
Das Ende der Geschichte würde er ganz alleine schreiben.
Seine Lippen formten ein Lächeln, als er in Gedanken ruhte.
Sie war jetzt bei ihm und hielt seine Hand.

Oleg öffnete den Helm.

Ganz langsam kamen sich ihre Lippen näher.
Ein inniger Kuss, umgeben nur von Raum und Zeit.
Sein Herz lachte, denn er wusste alles würde nun gut werden.

Oleg nahm all dies ganz genau wahr.

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Die Maschine

Hörst Du das?

Dieser mechanische Rhythmus, der erbarmungslos stampft.
Dieses Getöse und Gerumpel, dass unter Dir brodelt.

Spürst Du die Vibrationen, die den Boden erbeben lassen?
Riechst Du den öligen Geruch aus dem Kellergewölbe?

Dort steht sie.
Die Maschine.

Eine dampfende, rasselnde, spuckende und fluchende Fantasie aus Zahnrädern und Bolzen.
Ein schauderhaftes Uhrwerk, das zuckt und schreit.
Dieses schwarze Ungeheuer ohne Seele, erschaffen von Menschenhand.

Wer hat sie gebaut?
Und wem gehorcht sie?
Welchen Zweck erfüllt sie?
Was bedeutet die rote Fünf?

Ich weiß was sie nährt, … was sie antreibt.
Und ich wünschte ich wüsste es nicht.

In Ihren Fängen sah ich Menschen einst.
Hoffnungslose Säufer aus den Rinnsalen unserer Stadt.
Die Wahnsinnigen und Ausgestoßenen.

Gefressen mit Haut und Haaren.

Die Maschine lebt wegen uns und von uns.
Das weiß ich jetzt.
Aber ich wünschte ich würde es nicht wissen.

Diese Maschine kann man nur bedienen, wenn man dem Wahnsinn schon mal von der Schippe gesprungen ist.

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Gedanken zur Wunderwand

Durch ein Loch in der Wand
kann ich das Paradies sehen

Schwebende Wolken aus Farbe
liegen in der Luft

Menschen sind dahinter
und ein fruchtiger Geruch

Seltsame Dinge
geschehen auf beiden Seiten

Welche Seite ist real
Und welche nur Fantasie

Zwischen Sehen und Verstehen
liegen Welten und eine Mauer

Einen Hammer werd ich nehmen
und zerstören diese Wand

Das tue ich um zu sehen
ob die Wahrheit ich erkannt

Doch die zarte Welt erschrickt
und ich entferne mich noch mehr

Kann nicht greifen, kann nicht atmen
wo kommt das gefühl nur her

Als würde ich gezogen
an einem langen Seil

Wie eine Marionette
oh mein Seelenheil

Kurz bevor ich erwachte
erfuhr ich den Grund

Den Grund für die Distanz
und für die Vernunft

Es war die Angst
Ich sag es Euch

Ohne Furcht zu schreiten
Ist die große Kunst

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Wunder & Akzeptanz

Die Gelehrten fragen
und gehen von Haus zu Haus

Stochern im Dunklen –
niemand fand es heraus

Warum leuchten Deine grünbraunen Augen
wie Sterne am Himmelszelt?

Mir reicht schon die Frage
und dass Du meine Tochter bist

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Tage wie diese

Ich nutze meine Verzweiflung und meine Wut

als Waffe und Schild gleichzeitig.

Nichts ist verborgen vor mir.

Alles ist geheilt und verwoben in jeder Faser.

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Aviation

Es hat sich rumgesprochen
Die Luft hat mich zurück

Zeit für Zebra-Zeppeline
schwarz und weiß und Glück

Es hat sich angedeutet
Es hatte mich im Blick

Nun soll ich wieder landen
und das in einem Stück?

Ich komm schon nicht abhanden
auch wenn ich mir die Daumen drück‘

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Wie man in sieben Tagen eine Göttin enthüllt


Der Blitz traf mich und ich war eingeschlafen.

Wer hat dieses Schiff in den Hafen gerufen? Ich werde nie wieder nach Hause kommen.

Reg Dich ab meine Liebe, Dein Körper führt Kreuzzüge wie ein König.

Wie Honig im See schmelze ich zwischen Deinen Schenkeln.

Freiheit ist ein wildes Gedicht, geschrieben von unserer Mutter.

Das hier ist Einheit. Ich bin nicht länger in mir selbst gefangen.

Die Nacht enthüllte sie, als sie aus dem Wald trat.

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Haftigkeiten

Du steckst mich in Sinnhaft
Wann lässt Du mich frei?

Bin bereit zu vergeben,
bin bereit zu verzeihen

Du steckst mich in Lachhaft
Warum lass ich das zu?

Du steckst mich in Wahrhaft
Wer glaubst Du zu sein?

Bin bereit zu verhandeln,
bereit mich zu vertun

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Der letzte große deutsche Wal

Sie sagten, er hätte keine natürlichen Feinde.

Durch baltische Gewässer fliegt der Koloss wie ein Rochen.

Seine majestätische Präsenz ist der Stoff für Legenden.

Der einsame Gesang brachte ganz Deutschland zum weinen.

Kinder suchten einen Hinweis an norddeutschen Stränden, in der Hoffnung.

Ein Seemann war sich sicher, seine Fluke bei Helgoland gesehen zu haben.

Er strandete nur ein paar Wochen später an der Küste.

Sein toter Körper blieb eine ganze zeitlang Attraktion für Selbstdarsteller mit Selfie-Sticks.

Endlich wurde sein Körper der Wissenschaft übergeben.

Man hat nie herausgefunden, was genau für ein Tier er war.

Aber die Menschen vermissten ihn, als er weg war.

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Lieder von Wind und Wasser

Wir bauen Schiffe, um Lieder von Wind und Wasser zu hören.
Auf der Suche nach Seeland reise ich, ohne mich zu bewegen.

Wir bauen Häuser, um Nachbarn anzuhäufen.
Auf der Suche nach Gesellschaft befinde ich mich, ohne zu rasten.

Wir bauen Flugzeuge, um Hymnen aus der Ferne zu hören.
Auf der Suche nach Eiland achte ich, ohne hinzusehen.

Endlose Schleifen der Menschheit.

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Heute Rekorde

Heute Rekorde
Morgen Phantom
Gestern Polyester
und ein Atom

Abends Gewitter
Mittags Getier
Morgens Gezeter
und warmes Bier

Viele Gedanken
Manche geflohen
Wenig versammelt
und aufgehoben

Heute Regierung
Morgen Genom
Gestern geschieden
und weggeflogen

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Granatapfel

Ich beziehe mein Zimmer und richte es ein

Wie in einem Kokon warte ich auf alles was kommt

Aber das Haus bricht und die Schale zerspringt in ihren Ursprung

Das poröse Licht fällt herein und lässt Schatten tanzen

Die Kerne schenken mir neue Heimat, in neuen Gärten

Neues Leben, alte bewährte Zimmer

Bis er erneut fällt, wie ein Geschenk der Schwerkraft

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Eventyr

Frisch gefallen aus dem einen Ende eines Vakuums.

Die Zinnsoldaten stampfen tapfer empor; zitternd und bar.

Es liegt nicht in Deiner Hand, aber das lag es niemals.

Mädchen mit Kleidchen trifft auf Teufel im Nebel.

Zerbrochene Noten fallen aus einem Spielzeugklavier.

Es liegt nicht in Deiner Hand und das lag es niemals.

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Mein Apfelkern (für Matilda)

Mein Apfelkern vom anderen Stern
Du kamst zu mir, von nah und fern

Ich pflanzte mit Dir einen Baum
der wuchs und wuchs – ich konnte schauen

Bis in den Himmel und zurück
ragt mein großes Vaterglück

Meine Liebe bleibt – länger als ich
auch wenn ich niemals von Dir wich

Ich danke Dir für Dein Geschenk
in dem ich für immer an Dich denk‘

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Stadtflug

Ich fliege durch die Stadt und durch die Nacht

– auf dem Weg zu Dir –

Ich höre Menschenschritte unter mir…

Tripp, trapp, tripp, trapp, tripp, trapp

Der Wind singt mir ein leises Lied und wiegt mich in den Schlaf, ganz sanft

Ich schmiege mich in jede Kurve, schmeichle jede Häuserwand

Genieße das auf und ab

Da werde ich Heute Nacht aber gut schlafen können!

In deinen Armen finde ich Zuflucht und Trost

Und schlafe sicher ein

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Das bisschen Sterne

Du verzweifelst am Morgen und erkennst Deine Grenzen.

Das Zwielicht, es scheint nur für Dich – nicht für andere.

Du hast das Recht nicht zu funktionieren, wie einen im Tee.

Sie sagen, hierzubleiben heißt Stillstand, aber Dein Herz ist kein Vagabund, mein Lieber!

Du bist ein Felsen ohne Brandung, eine Melodie ohne Ton.

Verurteilt von Geburt an, aber das wusstest Du schon.

Du hast gelernt allen zuzuhören, außer Dir selber und erwartest plötzlich eine Antwort?

Nichts erscheint Dir ferner als Dein Bild im Spiegel.

Du brichst alle Regeln der Vernunft und sieben Siegel.

Doch, sollen sie toben, es wird nicht gelingen.

Es ist keine Zeit um Hymnen zu singen.

Es is keine Zeit um Wahnsinn zu nähren.

Es ist nur noch Zeit Deinen Verstand zu erklären.

Du stehst am Anfang der Gezeiten, um Frieden zu finden.

Und Du hoffst darauf, Stimmen werden der Stille entschwinden.

Keiner hat behauptet Du wärest bereit für Evolution, Baby.

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Aggregat

Verwandle meinen Aggregat
in Deinem Unterwasserstaat

Fließe wie mein ABC
wenn ich in Dir untergeh

Empfange meinen Körper
er sinkt hinab wie Wörter

Nixen singen wie Sirenen
Wasser schmeckt nach Salz der Tränen

Erlösung winkt und ruft hinab
wenn Du Dir meine Seele schnappst

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Frau mit Leier

In meinem Karussell fahre ich durch St.Jürgens Ebenen

Jenseits von Stille, jenseits von allem

Trunken von Licht und Leidenschaft

Außer meiner Liebe kann ich Dir nichts anbieten

bitte lass mich an Deiner Seite

bei Dir verweilt es sich so schön

In Deinen Augen spiegeln sich die Lebensgeschichten der Menschen, den Du begegnet bist

Aus Deinen Liedern fallen Äpfel direkt auf meinen Kopf und schwirren mir die Sinne

Ich hoffe Du hast Dich mehr als nur verlaufen

Konfetti, Kanone, Schlag und Oberst

Schicke mir einen Kranich

um Dich wieder zu erkennen

Wenn wir verloren gehen

auf dem Weg nach Hause

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V wie V

Vulgäre Söhne lassen ihre Zähne blitzen
Sie erwidern Widerlichkeiten
In Vakanzen der Nacht 

Nimm mich an die Hand
Bring mich irgendwo hin,
Gerne auch nach nirgendwo

Völkerwanderungen 
Spartanisch bekleidet
Kurz nach Mitternacht im englischen Garten 

Verbotene Früchte
Gekostet und vernascht
Zwischen Schatten und Schande

Verlangen nach Verdammnis 
Hunger und auch Durst 
Begleiteter Umgang 

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Die Revolution der Dinge

Amazonas, ich weine mit rosa Delfinen.

Biomasse, sei mein Prinz, erforsche mich mit Liebe.

Cariocas sehnen sich, das sehe ich nicht ein.

Doppelgänger wär ich gern, dann wär ich nicht allein.

Elfenbein, du stiller Zeuge, ich bau mir einen Turm.

Frank Lloyd Wright, du weißt Bescheid, lass mich bei Dir wohnen.

Götterdämmerung steht uns bevor, tötet Eure Idole.

Honigwaben laben mich, ich tauche in den See.

Irrig, treibend, nie zu ende.

Jammerschade, Heute leider kein Jungbrunnen geöffnet.

Kapitulation, ich schmiege mich an deinen weichen Körper.

Libellen fliegen , drachengleich, empor und nieder sonderreich.

Manege frei, die Show beginnt, dem Clown steht nach der Torte Sinn.

Narkolepsie, lässt in der Luft mich schweben.

Oboenklang lass mein Herz erklingen, ab dann kann es alleine singen.

Pustekuchen schmeckt den windigsten Platzhirschen.

Quarantäne, süßer Schmerz, du lässt mich nicht alleine.

Ruhepol, wenn ich dich bräucht, der Eisbär mir entgegen läuft.

Solitär ist meine Seele, aufgespalten in Atome.

Tutenchamun, du hast es hart im Grab, die Putze klebte deinen Bart.

Univers, Dir bleibt kein Trost, du bist und bleibst serifenlos.

Voltaire, du vernünftiger Rebell, gegen alle unaufgeklärten.

Weltenflucht ist unser Ziel, das schnöde ödet furchtbar viel.

Xylophone sind nicht ohne, ertönen wie ein Glockenspiel.

Yin und Yang, stehst für so viel, du bist für mich der Weltenklang.

Zimt und Zunder, Zeppelin, Zappa und Zapata!

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Der König und sein Königreich

Der König schritt durch seine Königreich, jeden Tag in alle Himmelsrichtungen.

Er suchte Gewissheit in allen trägen Dingen, er suchte Gewissheit in allem was lahmte.

Der König kam zu seinem Pferd und ritt mit ihm jenseits aller Grenzen.

Sein Pferd hiess Zunder und es war schwarz wie das Herz des Königs.

Der König suchte nach einem Kleeblatt, doch fand im Nebel nur Verzweiflung.

Er kam zu einem Baum, der Baum war wie eine Treppe und die Treppe führte höher und höher.

Von hier oben konnte der König erkennen, dass er noch nie weiter von seinem Schloss entfernt gewesen war.

Er verwandelte sich in einen Raben und der Rabe flog davon.

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Zuckermann

Zuckermann, muss Dich sehen, denn meine Träume wiegen schwer.

Zuckermann, du bist die Antwort, nur die Frage fehlt mir noch.

Zuckermann, du kannst fliegen, hol mich raus aus meinem Loch.

Zuckermann, nimm mich mit, du hast die ganze Welt gesehen.

Ich wart‘ schon ewig, kann nun nicht mehr lange stehen.

Zuckermann, wir sind doch Freunde, warum hältst Du mich dann hin?

Will doch frei sein, mit dabei sein, du hast alles was ich brauch‘

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Stück von meinem Himmel

Ein Nachmittag im Mai, dabei, im Schoß der Sonne.

Unser Kreis hat sich gefunden, trunken, von Musik und Liebe.

Heute empfängt uns die Schöpfung persönlich!

Eine Frau in roter Seide, bringt uns Kunde von Wehmut und Schönheit.

Im Hintergrund Hüte aus Zucker und ein brandener Sonnenuntergang.

Keine Ängste,

Keine Sorgen,

Keine Schmerzen und kein Morgen

Das Licht verschwindet, leise, und

schickt uns weiter auf die Reise…